Für kleine und mittlere Geldinstitute stehen 2022 Stresstests durch die Bankenaufsicht ins Haus. Bereits vor Abgabe der geforderten Templates an die Aufsicht sollte eine kritische Überprüfung der eigenen Kennzahlen stattfinden, um ein optimales Vorgehen im Spannungsfeld von Geschäftsmodellanalyse und Eigenmittelzielkennziffer (EMZK) zu erreichen. Die Experten von PPI AG und ICnova AG unterstützen Kreditinstitute mit einem zweistufigen Benchmarkprozess bei der Interpretation und Einordnung der Stresstestergebnisse.
Die Bankenaufsicht beurteilt im Rahmen des aufsichtsrechtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses (SREP) die Widerstandsfähigkeit kleiner und mittlerer Kreditinstitute (Less Significant Institutions – LSIs) in Bezug auf die eingegangenen Risiken. Dabei werden die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells, die Ertragskraft und die Kapitaladäquanz betrachtet. Stresstests simulieren darüber hinaus die Wirkung angenommener Krisenszenarien auf potenzielle Engpassfaktoren wie beispielsweise das Risikokapital.
Die Ergebnisse der LSI-Stresstests bilden die Basis für die institutsspezifische Eigenmittelzielkennziffer. Bei deren Ermittlung kommt es insbesondere auf die Kapitalquoteneffekte aus Zins-, Adressen- und Marktpreisrisiken an, die anhand aufsichtlich vorgegebener, standardisierter Szenarien berechnet werden. Durch die einheitliche Grundlage kann die Bankenaufsicht auch die Geschäftsmodellanalysen im Peergroupvergleich nutzen und die jeweiligen Institute im SREP-Gesamtscore einordnen.
Ein möglichst frühzeitiger Überblick über die institutsindividuellen Werte, auch im Vergleich zu anderen Instituten, ist für Banken eine wichtige Orientierungshilfe bei der Beurteilung von Engpassfaktoren und Freiheitsgraden. Hierzu ist eine dezidierte und valide Analyse der relevanten Wert- und Ergebnistreiber im Zins- und Provisionsgeschäft unter Berücksichtigung definierter Krisenszenarien unumgänglich. Dies nicht zuletzt, da die Gewinn- und Verlustrechnung 2019 erstmals unter Annahme definierter Krisenszenarien modelliert wurde.
Ergebniseinbrüche infolge der Stressszenarien schlagen sich im Verzehr von harter Kernkapitalquote nieder. Diese verringert sich um die Differenz zwischen der Ausgangskapitalquote und der niedrigsten Kapitalquote im Stresshorizont. Eine Validierung von Stressmethodik und -verfahren ist im Gesamtzusammenhang für die Institute nicht von Bedeutung, da die Szenarien von den Behörden vorgegeben sind. Vielmehr muss die Interpretation der Ergebnisse im Fokus stehen, einschließlich der Ursachen- und Wirkungsanalyse. Nur so lassen sich Risikokonzentrationen identifizieren und Steuerungsimpulse ableiten.
Nach der Niedrigzinsumfrage (NZU) 2017 und dem letzten Durchlauf 2019 haben Bundesbank und Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) den nächsten Stresstest für LSIs auf 2022 terminiert. Die Ergebnisse der vergangenen Überprüfung haben gezeigt, dass die Institute trotz eines durchschnittlichen Kapitalrückgangs von 3,5 Prozent grundsätzlich eine solide Kapitalbasis in Höhe von 13 Prozent Common Equity Tier 1 (CET 1) aufweisen.
Die andauernde Niedrigzinsphase stellt die Ertragslage und damit die Widerstandsfähigkeit gegenüber Risiken auf eine harte Probe. Ergriffene Maßnahmen zur Verbesserung von Rentabilität und Kernkapitalquote materialisieren sich zudem nur über größere Zeiträume. Unwägbarkeiten im wirtschaftlichen Umfeld und eine inzwischen zwei Jahre währende Pandemie haben Spuren hinterlassen. Allerdings gehen Banken – bewusst – höhere Wagnisse für bessere Geschäftsergebnisse ein. Die Aufsicht verweist darauf, dass Banken ihre Risiken adäquat bepreisen und diese in adversen Szenarien auf die nötige Tragfähigkeit überprüfen müssen.
Das Management muss die Daten sowie Risiko-, Ertrags- und Eigenmittelkennzahlen unter Berücksichtigung der jeweiligen institutsindividuellen Besonderheiten interpretieren und plausibilisieren. Die Einbeziehung von Benchmarks sowie der Einfluss valider Wert- und Risikotreiber sollten das Ergebnis weder über- noch unterzeichnen. Eine zu konservative Auslenkung von Risikofaktoren über den dreijährigen Stresshorizont kann sich ebenso in höheren Kapitalzuschlägen manifestieren wie beispielsweise die zu optimistische Einschätzung von Erträgen, Geschäftsvolumina und Risikolage. Die Teilnahme am LSI-Stresstest bietet Instituten die Chance, die Aufsicht von der Nachhaltigkeit ihres Geschäftsmodells zu überzeugen. So lässt sich die Höhe des Stresspuffers proaktiv gestalten.
Unsere Experten empfehlen bereits vor Abgabe der Templates für den Stresstest eine kritische Überprüfung der Kennzahlen. Hierbei hilft auch der Blick auf die Werte aus dem Jahr 2019. Nach Veröffentlichung der Stresstestergebnisse 2022 helfen wir Ihnen gerne bei der Geschäftsmodellanalyse und der Einordnung Ihrer EMZK im Marktvergleich.
PPI und ICnova unterstützen Ihr Institut bei der Beurteilung der Ergebnisse aus den Stresstests. Mithilfe einer softwaregestützten, methodischen und geschäftsmodellspezifischen Vorab- und Ex-post-Analyse unter Verwendung von Benchmarkvergleichen zeigen wir Ihnen die relevanten Wert- und Risikotreiber auf.
Judith Jaisle
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Mario H. Sladek
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